
Die kleinen Augenblicke
Aus dem neuen Schnappschuss: "Humor"
Es sind die klitzekleinen Momente, wenn du Glück hast zu erleben, die das wichtigste im Leben ausmachen. Der Alltag der Eltern mit Kindern ob groß, klein, mittel oder alles was noch dazwischen liegt ist immer ein unerwartetes Abendteuer. Nie wird es langweilig - oder besser gesagt - man bleibt immer in Bewegung sowohl physisch wie mental. So vielseitig wie dieses Leben nun ist, können auch die Perspektiven in der Fotografie sein. Chiara Doveri begleitet mit Ihrer Kamera Familien und macht dokumentarische Kinderfotografie ganz vertraut, ganz echt, ganz real.

Damals bei seiner ersten Aufnahme von Stephen Fry bekam Andy nur ein Fenster von 90 Sekunden, um zu beweisen, dass er es als Fotografiestudent ebenso drauf hat. Der Schauspieler war zu Gast an seiner Universität und im letzten Teil von “Haben Sie noch Fragen?” fragt der junge Andy Gotts, ob er ihn portraitieren darf. Seitdem hat seine Fotokunst Fahrt aufgenommen, wie er uns berichtet: “In den drei Jahrzehnten, in denen ich fotografiere, hat sich das 'Gerangel' mit Prominenten stark verändert. Im Jahr 1990, da war ich 19 Jahre, hatte ich meine allererste Begegnung mit dem Schauspieler Stephen Fry, der meine Aufnahmen von ihm liebte. Eines der Bilder gefiel ihm besonders und er bat mich einen Abzug zu machen. Dieses Foto hängte er stolz in seinem Haus auf und am folgenden Wochenende kam ein Freund zum Sonntagsessen vorbei. Dieser fragte nach dem Fotografen und war interessiert, da er ebenfalls ein Portrait brauchte. Zu meinem Glück handelte es sich hierbei um den britischen Schauspieler Kenneth Branagh, der mich anschließend bat auch ein Foto von ihm und seiner damaligen Frau zu machen, der ebenfalls sehr erfolgreichen Schauspielerin Emma Thompson. Diesen Auftrag ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Von da an sprach es sich in der Schauspielerszene herum. Heute haben sich die Dinge geändert und die Schauspieler kommen zu mir.“

In einer Zeit, in der fast alle Familien- und Kinderbilder schnell, gestellt und in den meisten Fällen mit dem Smartphone gemacht werden, ist die Kunst dieser Art von Fotografie dringend gefragt. Die Reaktionszeit um den speziellen, einmaligen Moment einzufangen ist beim zücken des Handys schon lange vergangen. Die Chance ist sogar schon verpasst, wenn der Gedanke sich formt. Und alle diese Fotos verschwinden im Handy und können meistens auch nicht ohne wörtlicher Unterstützung die Story erzählen.
Chiara nennt Ihre Arbeiten echte Familienbilder und kreiert genau was sie verspricht. Sie hält die Wirklichkeit fest und diese ist für jede Familie und für alle beteiligten Generationen unersetzbar. Ihre Bilder sind einzigartig, persönlich und widerspiegeln reine Emotion und Spontanität, die oftmals im Erwachsensein verlernt oder versteckt wird. Die Eltern erkennen sich bei den wunderschönen Aufnahmen selber wieder. Sie erkunden mit den Kindern zusammen den Alltag und lernen dabei – genau wie ein kleines Kind es tut. Das gleiche passiert auch mit dem Betrachter, der erstmal keinen direkten Bezug zu den abgebildeten Familien hat. Doch es entsteht ein vertrautes Nachempfinden und das Bedürfnis nach Spiel und Lockerheit. Die Fotografin setzt die kreative Energie Ihrer Arbeit genau auf diese Gefühle und ist die Spezialistin hinter der Linse und führt mitten im Geschehen die Regie. Sie guckt zu. Sie wartet auf die winzigen Augenblicke, die sie braucht, um ihre dokumentarische Natur zu befriedigen und an das gewünschte Motiv zu kommen. Es herrscht so viel Charakter, Quatsch und Farbe in den Momenten, sogar, wenn es Abbildungen in schwarzweiß sind. Die Bilder machen einfach Spaß, sind unterhaltsam und zeigen die bunten Fassetten einer alltäglichen Routine mit Kindern. Fast kann man schon den Klang des Lachens hören oder das laute Geschrei, wenn die Schaukel zu hoch in die Luft schwingt. Das kleine Chaos ist natürlich keine einfache Angelegenheit, aber es ist Realität. Eine unberechenbare und zugleich inspirierende Realität, die von Millionen von erfüllenden Sekunden lebt. Glücksgefühle, die jede Schwierigkeit in einem solchen Alltag letztendlich zunichtemachen.